Seit Jahrhunderten ist Dresden Schnittpunkt von Kulturen. Kunst und Kultur sind hier zu Hause. Und so konnte sich in eine Atmosphäre der Toleranz entwickeln, in der sich auch Schwule und Lesben wohl fühlen. Dass Dresden keine Schwulenhochburg ist, mag auch mit dem sächsischen Drang zur „Gemiedlischkeit" zusammenhängen. Nicht provozieren, sondern integrieren scheint hier das Motto vieler Schwulen und Lesben zu sein. Und so mischt sich auch das Gay-Life ganz zwanglos in das Dresdner Nachtleben ein.
Ein Rundgang durch Hoch- und Subkultur der Sächsischen Landeshauptstadt
Schon tagsüber kommen Liebhaber des Schönen in Dresden voll auf ihre Kosten. Und das auf kunstvolle Weise. überall im Stadtgebiet kann man Statuen, die für vergangene und heutige Schönheitsideale stehen entdecken: die Brunnen am Albertplatz, Frauenstatuen in der Hauptstraße, die vier Tageszeiten an der Brühlschen Terrasse, die Musenknaben am Schauspielhaus, die Skulpturensammlung im Albertinum.
über den Elbhängen bei Loschwitz thront Schloss Albrechtsberg. Den Vorgängerbau ließ der schottische Lord Findlater für sich und seinem „Sekretär" errichten. Auf der Terrasse des Schlosses Eckberg im englischen Tudorstil betet ein bronzener ägyptenknabe die Sonne an. Geschaffen wurde das Standbild von Sascha Schneider, dem schwulen Freund des Abenteuerschriftstellers Karl May, der in Dresden auch eines der ersten Fitness-Studios Europas gründete. Schneiders Illustrationen zu Mays Erstausgaben, die wegen der freizügigen Darstellung von Männerakten zensiert wurden, sind übrigens im Radebeuler Karl-May-Museum zu bewundern.
Dresden ist auch eine Stadt für Romantiker. Beim Spaziergang an der Elbe gegenüber der vieltürmigen Altstadt beim Sonnenuntergang läßt sich so manche alte Liebe verjüngen oder neue Liebe verfestigen. Amors Pfeil gehört natürlich dazu, gespannt von der großen, muskulösen Gestalt des bronzenen Bogenschützens am Ende des Rosengartens.
Von der Friedensstraße kommend, gelangt man zunächst zum Café Europa mit gemischten Publikum. In einem Nachbarhaus (Nr. 66) wurde 1899 Erich Kästner geboren. Von hier aus sind es nur wenige Schritte in das Szeneviertel der äußeren Neustadt, in dem auch die meisten schwulen Kneipen zu finden sind. Eine aktuelle Adressliste gibt es im schwul-lesbischen Stadtmagazin „Gegenpol".
Eine Erinnerung an Miró's Barcelona bringt der Spaziergang durch die originelle Kunsthofpassage zwischen Alaunstraße und Görlitzer Straße. Hier weist rechterhand eine Regenbogenfahne auf das „Queen's", die älteste noch erhaltene Szenebar.
Als erstes Dresdner Hotel hat übrigens das am Rande des Szeneviertels gelegene Holiday Inn eine eigenes Angebot für Gays aufgelegt. Besonderer Service ist das Frühstücksbuffet nach ausgiebigem Nachtleben am Sonntag bis 15 Uhr. Doch gay friendly sind eigentlich alle Dresdner Hotels.
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