Nürnberg
Hans Sachs



Hans Sachs - Schuhmacher & Poet
Wenn man den Stellen- und Gemütswert des Nürnberger Schusterpoeten mit einem Gütesiegel belegen möchte, fällt einem spontan das Schlagwort "evergreen" ein. Über alle Wandlungen des Zeitgeistes und der Moden hinweg sind seine Schwänke und Fastnachtsspiele den Menschen verständlich geblieben und haben nichts von ihrer herzhaften Lebensweisheit eingebüßt. Wenn man zum Vergleich ähnliche Erfolge anderer Dichter heranziehen will, muss man schon sehr hoch greifen: Zu Homers "Ilias" und "Odyssee", zu Goethes "Faust" oder zu Heines "Reisebildern". Sicher aber hat sich Hans Sachs selber, wenn er für den Meistersang eine neue Weise erfunden ...

... hatte oder nach antiker Thematik ein neues Drama konzipierte, weit ernster genommen, als wenn er seine Schwänke zu Papier brachte.
Hans Sachs
Und eine heutige Würdigung seiner Dichterpersönlichkeit kann sich auf weit wichtigere Gründe als seinen poetischen Volkshumor stützen. So hat Hans Sachs beispielsweise die deutsche Sprache, damals ein Urwald voller Wildwuchs und Willkür, im eigentlichen Sinne literaturfähig gemacht. Er hat ihr ein Breiten-Publikum erschlossen, das sonst kein Interesse an der Literatur oder dem Theater gefunden hätte, und wurde damit zum Volksbildner in einem fast modernen Sinn. Darüber hinaus war Sachs derjenige, der das Drama als Gattung der Hochliteratur erstmals in
die deutsche Sprache eingeführt hat. Auch wenn sein Schaffen auf diesem Gebiet für
die Theaterwelt von heute nicht mehr reproduzierbar ist, so war es doch ein Anfang, die genetische Voraussetzung gewissermaßen für die reiferen Stufen dieser Gattung wie das Barockdrama oder das klassische Drama.

Tendenzliteratur
Wegweisend war aber vor allem seine Auffassung des publizistischen Schaffens als Volkserziehungsmittel, auf der dann in der Weiterentwicklung die moderne Gesellschaftskritik und die publizistisch-journalistischen Formen in den Auseinandersetzungen des gesellschaftspolitischen Tageskampfes gründeten. Er verstand es, durch eine packende, anschauliche Sprache Grundsätzliches ins Aktuelle und Pragmatische umzusetzen. Seine vier Gruppendialoge etwa, in denen er die Argumente für seine Parteigängerschaft zu Luther und zur Reformation dialektisch entwickelte, sind sprachliche Meisterwerke der Tendenzliteratur, in mancher Hinsicht auch formale Urbilder progressiven Schrifttums neuerer Zeiten. In seinem protestantischen Erweckungslied von der "Wunniglichen Nachtigall" verband er mit dem sittlich-intellektuellen Anliegen der religiösen Erneuerung das emotionale Moment, das einen geistigen Anspruch in ein Erlebnisgut vieler transformiert. Die Propaganda als Mittel, Volksbewegungen in Gang zu bringen, war entdeckt!

Zeitgenössische Bedeutung
Hans Sachs hob den Schwank aus der Verluderung und Verzotung des 15. Jahrhunderts zur Reife der satirischen Parabel empor, den die Lustspiele der antiken Klassik besaßen, und hat damit das Fastnachtsspiel als Gattung überhaupt gerettet.

Den Meistersang der Handwerksinnungen, dem er sein Leben lang mit Begeisterung verschrieben war, entwickelte er durch Einführung neuer Weisen weiter, und er erweiterte auch seine Thematik: während der mittelalterliche Meistergesang nur biblische und dogmatische Stoffe kannte, machte Sachs durch seine Beiträge auch weltliche Gegenstände, Erkenntnisse der allgemeinen Lebenserfahrung und Lebensweisheit, unter den Meistersingern "salonfähig". Überhaupt war es das Anliegen des Meisters, den kleinen Mann, der wenig zu sagen hat, in die Literatur als Gegenstand wie als Konsument einzuführen. Er machte den Alltag literaturwürdig, die Schwächen des Menschen auf eine gewisse Art liebenswert und wurde so zu einem Vater des modernen Volks- und Unterhaltungsschrifttums.

Lehr- und Wanderjahre
Der Mann, der in seinem langen Leben 4.000 Meisterlieder, 208 Dramen und 85 Nürnberger Fastnachtsspiele geschaffen hat, wurde als Sohn des Schneiderehepaars Georg und Christine Sachs 1494 in Nürnberg geboren und in der Sebalduskirche getauft. Die in guten Verhältnissen lebenden Eltern schickten den Sohn 1501 auf die Lateinschule, 1509 gaben sie ihn für zwei Jahre zu einem Schuhmacher in die Lehre. In dieser Zeit weckte Leonhard Nunnenbeck, der lange zu Unrecht vergessen war, das Gesangstalent des Jungen und seine Freude am Meistergesang, den Sachs durch entsprechende Verbindungen auch auf seiner fünfjährigen Wanderschaft pflegte. Sie führte ihn durch große Teile Deutschlands: in seinen Aufzeichnungen nennt er als Stationen die Städte Regensburg, Passau, Braunau am Inn, Oetting, Berghausen, Salzach und Ried. Im Jahre 1513 kam er nach Wels, Salzburg und Reichenhall, im Jahre 1514 nach München, Landshut und Würzburg. 1516 ging er nach Frankfurt am Main, mit dessen Buchmesse er in reiferen Jahren rege kontaktierte, und von da nach Koblenz, Köln und Aachen. 1516 kehrte er nach Nürnberg zurück, gerade als der verehrte Kaiser Maximilian hier Hof hielt. Die glänzenden Feierlichkeiten haben wohl ihre Wirkung auf das empfängliche Gemüt des jungen Dichters nicht verfehlt.

Die reifen Jahre
1519 verheiratete er sich mit der 17jährigen Barbara Kreutzer, mit der er 41 Jahre lang in glücklicher Ehe lebte. Seine Eltern überschrieben ihm damals ein Haus in der Brunnengasse, das er bis 1542 ständig bewohnte.
Später kaufte er auch Häuser am Weißen Turm und in der Kaiserstraße, und in den 40-er Jahren bezog er das berühmte Fachwerkhaus in der Langen Gasse, das bis zum Untergang im Zweiten Weltkrieg seinen Namen trug. Allen seinen Kindern musste der Meister - in dieser Zeit allerdings kein ungewöhnliches Schicksal - ins Grab sehen, 1560 verlor er auch die Frau. Zwei Jahre später heiratete er, schon im Greisenalter, die blutjunge Barbara Harscher, deren körperliche Vorzüge er in dem schwungvollen Gedicht "Künstlicher Frauen Lob" beschrieb.

Bis 1574 war er literarisch tätig, verlor aber in den letzten zwei Jahren seines Lebens seine geistige Spannkraft und lebte versonnen und still in seinen schwindenden Erinnerungen, ganz so, wie ihn der Maler Herrneysen auf dem berühmten Altersporträt für die Nachwelt festgehalten hat.

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