So handelt es sich bei dem 1873 eröffneten Bahnhof Plagwitz-Lindenau um den ersten Industriebahnhof Europas. Heines Visionen ermöglichten den Bau eines Kanals, der zur Schaffung einer Schifffahrtsstraße von Leipzig nach Hamburg führen sollte. Ziel war, die in Leipzig produzierten Industriewaren über den Hamburger Hafen weltweit abzusetzen. Der Visionär erwarb in Plagwitz große Wiesen und Ackerland und nutzte diese für Wohnungsbau und Industrieansiedlung. Er legte das sumpfige Gebiet trocken und regulierte Wasserläufe.
Weiterhin engagierte sich Heine stark für die Ansiedlung von Industrieunternehmen und kümmerte sich um deren Anbindung an die Wasserwege bzw. an das Schienennetz. Die Kombination von Wohnquartieren und Arbeitsstellen war einmalig und verhalf der Industrie - in Verbindung mit den idealen Transportwegen - zum stürmischen Aufbruch.
Nun waren abermals Visionen gefragt. Eine neue Gründerzeit begann. Die Baudenkmäler sowie die Gewässer und Gleisbogen, die in ihrer Gesamtheit den einzigartigen Charme von Plagwitz ausmachen, sollten renoviert und rekonstruiert werden. Die Stadt und zahlreiche Investoren starteten ein umfangreiches Aufbauprogramm. Im Jahr 2000 erhielt Plagwitz als externer Standort der Hannoveraner EXPO unter dem Motto “Plagwitz auf dem Weg ins 21. Jahrhundert Ein Stadtteil im Wandel” weltweite Aufmerksamkeit und damit einen deutlichen Entwicklungsschub.
Glücklicherweise überdauerten die meisten Bauensembles der Gründerzeit und der frühen Moderne die schwierigen Jahre und entfalteten nach ihrer Restaurierung bald den Reiz einer untergegangenen Welt. Heute kann man ehrfurchtsvoll die prachtvollen Backsteinbauten sowie die beeindruckenden Brücken über den Karl-Heine-Kanal bewundern, die Leipzig zur Hafenstadt machen sollten. In ehemaligen Fabrikhallen sind exklusive Lofts entstanden, in deren Höfen dank Wurzelheizung exotische Palmen gedeihen.
Zahlreiche Unternehmen, vor allem aus dem kreativen Bereich, haben sich in den vergangenen Jahren in Plagwitz niedergelassen. Mit dem “Business Innovation Center (BIC)” entstand 1999 eine erfolgreiche Existenzgründerinitiative. Eine touristische Attraktion ist “Rübesams Da Capo”, das in der restaurierten Fabrikhalle von 1895 ehemals Landmaschinenfabrik Rudolf Sack - eine der größten Sammlungen amerikanischer Oldtimer in Europa ausstellt und sich mit dem außergewöhnlichen Ambiente der 1.000 qm großen Eventhalle einen Namen gemacht hat. Erholung bietet der Stadtteilpark, eine grüne Insel, die auf der Fläche einer ehemaligen Ladestation geschaffen wurde.
Die Entwicklung Plagwitz von einem Dorf zum Industriestandort lässt sich vier Epochen zuordnen: Die Industrialisierung 1840-1870, Welthandel und Gründerboom von 1870-1918, Weltwirtschaftskrise und Kriegsmaschinerie von 1920-1945, Aufstieg und Fall als Industriestandort nach dem Neubeginn von 1945-1989. Das brache Industrieviertel hat sich inzwischen zu einem modernen, grünen, sozial verträglichen und begehrten Quartier für Wohnen, Arbeit und Freizeit umgewandelt, das in Deutschland seinesgleichen sucht.
Weitere Informationen über Plagwitz:
Leipzig Tourist Service e.V.
Richard-Wagner-Straße 1
D-04109 Leipzig
Tel.: +49-(0)341-7104-265
Fax: +49-(0)341-7104-271 u. 276
E-Mail: Info@LTS-Leipzig.de
Internet: www.leipzig.de; www.lts-leipzig.de
(Quelle: Leipzig Tourist Service e.V.)
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