Durch die Sebastian- und Waldemarstraße geht es weiter über das Engelbecken und den ehemaligen Luisenstädtischen Kanal. Über die Schillingbrücke gelangt man in die Holzmarkt- und Mühlenstraße. Dort befindet sich der längste erhaltene Mauerabschnitt in der Berliner Innenstadt. Die hintere Sperrmauer war hier untypischerweise in den neutralweißen Betonelementen ausgeführt, wie sie sonst nur als Mauer Richtung West-Berlin errichtet wurde. Die Grenzanlagen sollten in diesem Bereich besonders ansehnlich wirken, weil die Konvois der Staatsgäste vom Flughafen Schönefeld über diesen Straßenzug in das Ost-Berliner Zentrum fuhren. 1990 haben Künstler aus aller Welt den 1,3 Kilometer langen Rest der Grenzmauer mit markanten Bildern bemalt. Viele der Künstler waren 2009 zurück nach Berlin gekommen, um ihre Kunstwerke aufzufrischen. Jetzt erstrahlt die sogenannte "East Side Gallery" wieder in neuem Glanz.
Streckeninfos: Die Innenstadttour vom Potsdamer Platz zur Warschauer Brücke ist zwar nur sieben Kilometer lang, wegen der vielen Gedenk- und Erinnerungsorte sollte man aber genügend Zeit einplanen (ca. 4-5 Stunden).
Solange die Mauer stand, war der S-Bahnhof Wollankstraße der einzige Zwischenhalt auf der Nordbahn Richtung Heiligensee und Frohnau. Obwohl er jenseits der Grenze lag, durften West-Berliner den Bahnhof ohne Kontrollen betreten. Für Ost-Berliner war er dagegen gesperrt. Unmittelbar vor dem nordöstlichen Ausgang führte der Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen vorbei. Heute ist er durch Kirschbäume und einen Gedenkstein markiert. Bäume und Stein sind Teil einer großen Spendenaktion: 1990, zum ersten Jahrestag des Mauerfalls, wollten japanische Bürger Deutschland mit diesem Geschenk zur wiedergewonnenen Einheit gratulieren. Auf Höhe der Bösebrücke setzt sich die Kirschbaumallee fort.
Im Jahr des Mauerbaus wurde dann eine eigene, unterirdische S-Bahn-Trasse gebaut. Und schon im Dezember 1961 war aus der Stalin - eine Ulbricht-Kurve geworden, durch die Züge von der Schönhauser Allee direkt nach Pankow ratterten. Vom neuen Steg zwischen Behmstraße und Mauerpark ist noch die hintere Mauer zu sehen, mit der diese grenznahen Bahnanlagen vom Ost-Berliner Stadtgebiet abgetrennt waren. Weiter führt der Mauerweg über die alte Schwedter Straße durch den Mauerpark. Er hat seine heutige Breite durch einen Gebietsaustausch 1988/89 erhalten und führt direkt an der Max-Schmeling-Halle und am Friedrich-Jahn-Stadion vorbei. Im Mauerpark toben sich immer wieder Graffiti-Künstler aus und besetzen die Mauer wie einst im November 1989...
Am Ende des Mauerparks knickte die Grenze im rechten Winkel am heutigen Straßendreieck Eberswalder-, Oderberger- und Schwedter Straße nach Westen ab. Hier, am Anfang der Bernauer Straße, stand bis zum Gebietsaustausch die höchste West-Berliner Besuchertribüne, für den Blick und den Gruß über die Mauer (sie existiert nicht mehr). Die Bernauer Straße, der der Mauerweg nun bis zum S-Bahnhof Nordbahnhof folgt, hat nach dem 13. August 1961 traurige Berühmtheit erlangt.
Nachdem an der Bernauer Straße ein langes Stück der Mauer mit dem Todesstreifen vor dem Abriss bewahrt werden konnte, ist zwischen Strelitzer- und Gartenstraße die Gedenkstätte Berliner Mauer entstanden. Mit dem Denkmal für die Opfer der Teilung, der Kapelle der Versöhnung und dem Dokumentationszentrum plus Aussichtsturm ist sie der Ort in Berlin, an dem heute die Grenzanlagen am besten nachvollzogen werden können. Die Mauer-Gedenkstätte wurde zu Beginn 2008 um eine 70 Meter lange Galeriewand erweitert, auf der über das weitere Bauvorhaben informiert wird. Zudem illustrieren 50 großformatige Fotos die Veränderungen an der Bernauer Straße vom Jahr des Mauerbaus 1961 bis in die Gegenwart. Die Neugestaltung des Gedenkstättenareals, mit einer Größe von 45.000 Quadratmetern, ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Fertigstellung wird voraussichtlich 2013 erfolgen.
Streckeninfos: Die Strecke führt vom S-Bahnhof Wollankstraße zunächst westlich von Bahntrasse und ehemaliger Grenze zur Grünthaler Straße, wo sie auf der Höhe der Esplanade durch die Unterführung hindurch auf die östliche Seite der Bahnanlagen abschwenkt. Dort folgt sie dem Grenzverlauf unter der Bösebrücke hindurch über den Schwedter Steg und die Schwedter Straße zum Mauerpark.
Info: Gedenkstätte Berliner Mauer
Öffnungszeiten: April bis Oktober 9.30 - 19 Uhr
November bis März 9.30 - 18 Uhr / Montag geschlossen / Eintritt frei
Gedenkorte
Die Geschichtsmeile Berliner Mauer ist eine viersprachige Dauerausstellung. Sie informiert an 30 Stationen entlang des innerstädtischen Mauerwegs über die Geschichte von Teilung, Mauerbau und Maueröffnung. Mit Fotografien und Texten werden Ereignisse geschildert, die sich am jeweiligen Standort zugetragen haben und die politische Situation sowie den Alltag in der geteilten Stadt deutlich machen.
So findet man zwischen Schwedter und Strelitzer Straße entlang der Bernauer Straße vier Tafeln der Geschichtsmeile. Sie markieren Orte, an denen Fluchtversuche stattgefunden haben: tödlich endende, wie der von Ida Siekmann am 22. August 1961 (Bernauer Straße, Höhe Hausnummer 48), spektakuläre, wie der des DDR-Grenzpostens Conrad Schumann (Ruppiner / Ecke Bernauer Straße) oder erfolgreiche Fluchtversuche, wie der von 57 Menschen, die durch einen 140 Meter langen Tunnel nach West-Berlin gelangen konnten (Strelitzer / Ecke Bernauer Straße).
Zwei weitere Tafeln stehen am ehemaligen Grenzübergang Invalidenstraße (Standorte: westlich der Sandkrugbrücke, nördlicher und südlicher Gehsteig). Die eine berichtet über einen gescheiterten Fluchtversuch Jugendlicher mit einem Bus im Jahr 1963, die andere würdigt das Schicksal Günter Litfins, der elf Tage nach Beginn des Mauerbaus versuchte, durch den nahe gelegenen Humboldthafen von Ost- nach West-Berlin zu fliehen und dabei erschossen wurde.
Auch der Grenzübergang Sonnenallee ist durch eine Tafel sowie zusätzlich durch eine doppelte Pflastersteinreihe markiert (Standort: nördlich der Sonnenallee, Höhe Heidekampgraben). Sie zeigt, welch Andrang an der Übergangsstelle herrschte, als zu Ostern 1972, noch vor Inkrafttreten des Viermächte-Abkommens über Berlin, für West-Berliner die Einreise nach Ost-Berlin erlaubt worden war.
Am ehemaligen (nördlichsten) Grenzübergang Bornholmer Straße informieren zwei Tafeln über den Mauerfall 1989 sowie über den einstigen Knotenpunkt im öffentlichen Nahverkehr (Standorte: Bornholmer Straße, südöstlich der Bösebrücke/Mittelinsel der Bornholmer Straße, westlich der Bösebrücke). Auf der Bösebrücke wurde übrigens das letzte große Kapitel der Berliner Mauergeschichte geschrieben. Hier musste am späten Abend des 9. November 1989 unter dem Ansturm der Massen als erstes der Schlagbaum Richtung Westen geöffnet werden. Auf der Nordseite der Bornholmer Straße, zwischen Brücke und Björnsenstraße, ist heute noch ein Stück Hinterlandmauer über eine Länge von 200 Metern zu sehen.
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