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Architektur - Metropole Berlin
1989 fiel die Mauer. Das verursachte nicht nur politisch fundamentale Veränderungen in Berlin. Die "kritische Rekonstruktion", die behutsame, an die Berliner Bautradition angelehnte Komplettierung des durch Krieg und Nachkriegs-Sünden zerstörten Innenstadtkörpers etablierte sich als architektonisches Leitbild für die wiedervereinigte Stadt. Innerstädtische Brachen wurden in traditioneller Blockstruktur, jedoch mit zeitgenössischer Architektur bebaut. Man zeigte wieder Geschichtsbewusstsein, die historischen "magischen Orte", wie die Friedrichstraße, Pariser und Potsdamer Platz erlebten ihre Renaissance und das Wohnen wurde wieder in die Innenstadt zurück geholt.


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Die Berliner Bauverwaltung lud die Weltstars der Architekturszene ein, diesen Prozess mit zu gestalten. Renzo Piano, Helmut Jahn, Daniel Libeskind, Frank O. Gehry, Jean Nouvel, Aldo Rossi, Giorgio Grassi, Richard Rogers und Norman Foster waren nur einige von vielen Preisträgern in Architekturwettbewerben, die schließlich herausragende Bauten realisieren konnten. Neben dem Münchener Büro Hilmer, Sattler und Albrecht konnte sich durch die Förderung der Berliner Stadtverwaltung, eine traditionsbewusste, gemäßigte Moderne Berliner Architekten etablieren: Hans Kollhoff, J.P. Kleihues und sein Sohn Jan, Max Dudler und Jürgen Sawade waren die Namen, die vor allem in der historischen Innenstadt auf vielen Bauschildern der 90er Jahre zu lesen waren.

Mit der Zusammenführung der beiden sich über Jahrzehnte getrennt entwickelten Stadtzentren Ost und West ergab sich vor allem für das historische Berlin mit Brandenburger Tor, Unter den Linden und Gendarmenmarkt die Chance, ihre gemeinsame preußische Tradition wieder zu entdecken. Insbesondere die Westberliner bekamen sozusagen „ihre Geschichte zurück“, die Ostberliner konnten endlich den alten „Neuen Westen“ am Bahnhof Zoo und Kurfürstendamm als zweites Stadtzentrum entdecken. Die Stadtverwaltung nutzte die einmalige Gelegenheit, die durch die Mauer entstandenen Brachen mit Unterstützung privaten Kapitals in neue Zentren zu verwandeln, wie in der Friedrichstraße, am Potsdamer Platz und jüngst am neuen Hauptbahnhof geschehen.

Der 1991 gefasste Beschluss des Deutschen Bundestages, Berlin wieder zur Hauptstadt des wiedervereinten Deutschlands zu machen und den Regierungssitz von Bonn am Rhein wieder an die Spree zu verlegen, hatte die imposanteste bauliche Veränderung der Innenstadt zur Folge: die Neugestaltung des Regierungsviertels rund um den Reichtag im so genannten Spreebogen.

Friedrichstadt

Die erste große Reurbanisierungsmaßnahme nach jahrzehntelanger Agonie befasste sich mit der Friedrichstraße und dem Gendarmenmarkt. Für die Berliner Stadtplanung stand dabei die Wahrung der Berliner Bautradition im Vordergrund, die sich in zeitgenössischen Gebäuden ausdrücken sollte. Für alle Neubauten in der Innenstadt wurde zudem ein Wohnungsanteil von 20% vorgeschrieben, um „tote“ Innenstadtbereiche nach Geschäftsschluss zu vermeiden.

Die ersten, viel beachteten Neubau-Blöcke wurden von dem deutschen Rationalisten Oswalt Mathias Ungers, dem amerikanischen Team Pei, Cobb, Freed und Partner und dem französischen Stararchitekten Jean Nouvel entworfen. Die Friedrichstadt-Passagen reichen über drei Straßengevierte hinweg. Die gewaltige Baumasse wird dabei geschickt durch die Integration von vier unterirdischen Geschossen kaschiert, einer Einkaufsmeile, die durch große Atrien mit Tageslicht beleuchtet wird. Nouvels Galeries Lafayette knüpft mit einem 36 Meter hohen Glaskegel im Zentrum an die große Tradition der Pariser Kaufhäuser an. Die Berliner Dependance des Pariser Nobelkaufhauses ist auch von außen ein Glaspalast.

Auch der Gendarmenmarkt, oft als schönster Platz der Stadt beschrieben, erlebte eine Renaissance. Hatten bereits Architekten der DDR in den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hier mit viel beachteten, heute auch anerkannten „Edel-Platten“ (Gebäude aus vorgefertigten großformatigen Betonfertigteilen) ihre Referenz vor dem einzigartigen Schinkelschem Ensemble aus Schauspielhaus (heute Konzertsaal), Deutschem und Französischem Dom erwiesen, folgte etwa zehn Jahre später die Komplettierung des Platzrandes durch zurückhaltende, zeitgenössische Wohn- und Geschäftshäuser. Die Architekten Josef Paul Kleihues, Max Dudler und Hilmer Sattler Albrecht realisierten gegenüber dem Deutschen Dom eine sprichwörtlich „steinerne“ Berliner Architektur. Hochwertige Materialien und sparsam verwendete, edle Details kennzeichnen die noblen Gebäude. Sie sind respektvolle Zuschauer und wollen dem Hauptakteur auf der Platzbühne, Schinkels Konzerthaus, nicht die Show stehlen. Für den in grauem Naturstein gehaltenen Block 30 östlich des Hilton-Hotels zeichnen der Österreicher Heinz Tesar, Claude Vasconi aus Frankreich und der Niederländer Jo Coenen verantwortlich. Zwischen Friedrichstraße, Behrenstraße, Französischer Straße und Charlottenstraße entstand der so genannte Hofgarten der Berliner Architekten Hans Kollhoff, Jürgen Sawade, Max Dudler und Josef Paul Kleihues. Auch hier kann man die Neuinterpretation des Berliner Blocks erkennen, mit der typischen Mischung aus Einkaufen, Wohnen und Arbeiten, ergänzt um ein weiteres Nobelhotel.
Der Mythos der legendären Einkaufsstraße ist hier wieder spürbar, das Leben ist in die Friedrichstraße zurückgekehrt. Durch Ansiedlung nobler Geschäfte und die Nähe einiger Ministerien, wie z.B. dem Auswärtigen Amt, hat sich die Gegend um die Friedrichstraße wieder zu einer 1-A-Lage entwickelt.

Das Areal um den Potsdamer Platz

Schon als „größte innerstädtische Baustelle Europas“ zog der Potsdamer Platz mehr als zehn Millionen Schaulustige an, die sich in der knallroten, auf Stelzen stehenden Infobox der Frankfurter Architekten Till Schneider und Michael Schumacher über das beeindruckende Baugeschehen informierten. Dass Baustellen auch spannende „Schaustellen“ sein können, wurde am Potsdamer Platz „erfunden“.

Aus der bekanntesten Brache der Stadt, jahrzehntelang im Niemandsland der Mauer gelegen, entwickelte sich durch die Initiative vorwiegend privater Investoren in nur sieben Jahren – vom ersten städtebaulichen Entwurf bis zur baulichen Realisierung – ein „Urban Entertainment Center“. Die Schaffung eines zeitgenössischen Stadtquartiers zwischen Tradition und Modernität, das zum Arbeiten, Einkaufen, Amüsieren, aber auch Wohnen einlädt, erregte weltweite Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich, sorgten doch Stararchitekten wie Renzo Piano, Richard Rogers, Arata Isozaki, Rafael Moneo und Helmut Jahn für die Realisierung des im Wettbewerb siegreichen städtebaulichen Konzeptes von Hilmer & Sattler und Albrecht. Die beiden 100 Meter hohen Gebäude am Potsdamer Platz von Hans Kollhoff bzw. Helmut Jahn sind inzwischen zu Wahrzeichen des „neuen“ Berlin geworden.

Spricht man vom Potsdamer Platz muss man sich vergegenwärtigen, dass sich das so bezeichnete Areal eigentlich aus fünf Bereichen zusammensetzt: das DaimlerChrysler Quartier mit dem Einkaufszentrum der Potsdamer Platz Arkaden, dem nördlich angrenzenden Sony-Center, den Park-Kolonnaden des A&T-Konzerns, dem Beisheim Center sowie dem Leipziger Platz mit seinen vielen einzelnen Grundstücken und Projekten, die sich zum Teil noch in der Entwicklung befinden.

DaimlerChrysler Quartier

1998 wurde der erste Abschnitt der modernen Einkaufsstadt eröffnet. DaimlerChrysler beauftragte den aus Genua stammenden Wettbewerbsgewinner Renzo Piano mit seinem deutschen Partner Christoph Kohlbecker. Das riskante Unternehmen, einen kompletten Stadtteil aus dem Nichts heraus zu errichten und einen funktionierenden Organismus zu schaffen, in dem sich Zehntausende Menschen täglich aufhalten, ist allen Kritikern zum Trotz, gelungen. Piano legte besonderes Augenmerk auf die Qualität der öffentlichen Freiräume: Straßen, Gassen und Plätze, die im Sinne der traditionellen europäischen Stadt mit Straßencafés und Läden die Besucher zum Aufenthalt einladen. Tatsächlich hat sich insbesondere für Touristen die Mischung aus Läden, Restaurants, Kinos, Theater und Hotels zum Magneten entwickelt. Die wenigen historischen Reste, wie die Lindenallee der Alten Potsdamer Straße und das Weinhaus Huth von 1910 lassen zuweilen die Tatsache vergessen, dass es sich um eine komplett neu erbaute und vor allem private Stadt des DaimlerChrysler Konzerns handelt.

Um der gestalterischen Vielfalt einer gewachsenen Stadt nahe zu kommen, wurden für das gesamte Quartier mehrere Architekten beauftragt, die wunschgemäß unterschiedliche „Handschriften“ hinterließen.

Renzo Pianos Gebäude sind zum Beispiel mit einer kleinteiligen Fassade aus Terrakotta, gebrannten Ziegeln in gelb-orange-ockerfarbenen Tönen gehalten.
Der zu Pianos Ensemble gehörende Marlene-Dietrich-Platz, im Jahr 2000 erstmals Austragungsort der 50. Internationalen Filmfestspiele Berlin, beeindruckt durch das Musicaltheater und Casino mit dem imposanten, weit ausladenden Stahldach. Dieses Haus schafft zudem durch seine Form, Größe und geschickte Anordnung als „Spiegelung“ der Staatsbibliothek die Überleitung in das Kulturforum, einem baulichen Erbe der Nachkriegszeit, mit Mies van der Rohes weltberühmter Neuen Nationalgalerie und Hans Scharouns Philharmonie.

Gegenüber dem Casino realisierte der Spanier José Rafael Moneo in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer Hannes Wettstein das elegante Hotel Grand Hyatt Berlin. Um ein Atrium herum gruppieren sich in sechs Geschossen mehr als 350 Hotelzimmer und Suiten. Die dichte Bauweise traditioneller Berliner Mietshäuser ist hier geschickt und sehr funktional neu interpretiert worden. Im Inneren erweitert sich das Gebäude durch Lufträume und raffinierte Raumkompositionen, die sich zu einem komplexen Gebilde zusammenfügen, unterstrichen durch sorgfältig aufeinander abgestimmte Materialien.
Am von den niederländischen Landschaftsarchitekten DS entworfenen Tilla-Durieux-Park, der mit seiner langgestreckten, großmaßstäblichen Rasenskulptur gewohnte Parkbilder in Frage stellt, stehen drei an große Maschinen erinnernde Gebäude, die vom britischen High-Tech-Architekten Richard Rogers entworfen wurden. Rogers hatte bereits in den Siebziger Jahren gemeinsam mit Renzo Piano mit dem Centre Pompidou in Paris moderne Architekturgeschichte geschrieben.

Neben dem Kino, einem Hotel und Wohnhäusern der deutschen Architekten Ulrike Lauber und Wolfram Wöhr hat der Japaner Arata Isozaki ein Geschäftshaus am Landwehrkanal geschaffen. Auf der anderen Seite des Parks reihen sich mit rotem Ziegel verkleidete, sehr rationalistisch anmutende Gebäude auf, die zu den „Park-Kolonnaden“ gehören. Vom Italiener Giorgio Grassi stammt das Konzept, das von Peter Schweger, Jürgen Sawade und Roger Diener aus Basel als „Brückenhäuser“ über einem U-Bahn-Tunnel umgesetzt wurde.

Sony Center

Weithin sichtbares Erkennungszeichen des 2001 eröffneten Sony Centers ist ein riesiges, weißes Zeltdach, das die Plaza des aus sechs Gebäuden bestehenden Sony Centers überspannt. Von weitem ähnelt die Silhouette des weißen Dachs dem Fuji, was den japanischen Investoren an Helmut Jahns Wettbewerbsbeitrag besonders gefallen haben soll. Am Abend wird die spektakuläre Dachkonstruktion aus Stahl, Glas und Stoff in einem Wechselspiel von Farben illuminiert, das die wechselnden Stimmungen von Sonnenuntergang bis Dunkelheit reflektieren soll.

Ausschlaggebend für die Wahl des Entwurfes des deutschstämmigen, in Chicago lebenden Architekten, war aber wohl die technisch-futuristische Anmutung der Stahl- und Glaskonstruktionen mit „schwebenden“ Glasaufzügen und Außen-Rolltreppen, die dem Unterhaltungs- und Elektronik-Konzern als adäquates, architektonisches Image erschienen. Das Sony Center wirkt wesentlich einheitlicher als das DaimlerChrysler Quartier. Varianz in die sehr homogene, „coole“ Fassadengestaltung bringen einige historische Relikte des ehemaligen Luxushotels Esplanade, die wie in Glasvitrinen stehend, in die Neubauten integriert wurden. Auch dies sorgte bereits während der Bauzeit international für Furore: Der ehemals von Kaiser Wilhelm II. für seine Abendveranstaltungen genutzte, denkmalgeschützte Kaisersaal stand den städtebaulichen Planungen buchstäblich im Wege. So wurde er „verpackt“ und auf Luftkissen gelagert – um ihn dann in einer zweitägigen Aktion 75 Meter an den heutigen Standort zu verschieben.

Schräg gegenüber steht ein aus der Fassade markant heraus geschobener viergeschossiger Baukörper, der ein IMAX-Kino, eine Großbild-Leinwand und ein Wasserbecken enthält. In ungewöhnlichem Kontrast zur Architektur hat der amerikanische Landschaftsarchitekt Peter Walker ein Ensemble aus Birken geformt, das tagsüber das Bild des annähernd elliptischen Platzes bestimmt. Bei Dunkelheit überraschen blau leuchtende Linien im Platzbelag.

Beisheim Center

Vis-à-vis dem Sony Center entstand zwischen 2001 und 2004 als letzter Baustein am Potsdamer Platz das Beisheim Center. Otto Beisheim ist Gründer der Metro-Gruppe und zugleich einer der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. Anlässlich seines 80. Geburtstags investierte er eine halbe Milliarde Euro aus seinem privaten Vermögen in dieses neue Areal am südlichen Rand des Tiergartens, das aus zwei Bürogebäuden, zwei Hotels (dem Berlin Marriott und dem Ritz Carlton) und den Parkside Apartments besteht.

Das Bau-Ensemble des Beisheim Centers wird deutlich durch den 70 Meter hohen Turm des Luxushotels The Ritz-Carlton, Berlin markiert, an dem die goldenen Letter BC weithin leuchten. In den oberen Geschossen befinden sich die exklusiven Tower Apartments mit angeschlossenem Hotelservice nach amerikanischem Vorbild. Der 18-geschossige, von den Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht entworfene Hotelbau soll mit seiner cremefarbenen Kalksteinfassade und der vertikalen Gliederung (ähnlich wie auch das benachbarte, jedoch zur DaimlerChrysler-City gehörende Kollhoff-Hochhaus) an das berühmte Rockefeller-Center in New York oder an die eleganten Hochhäuser Chicagos der Jahrhundertwende erinnern.

Während das The Ritz Carlton, Berlin das „erste Haus am Platze“ ist, orientieren sich die Parkside Apartments zum Tiergarten. Der englische Architekt David Chipperfield hat hier ein Wohngebäude mit 36 zwischen 150 und 300 m2 großen Luxus-Apartments, geschaffen. Zielgruppe ist ein internationales Publikum, das eine moderne Noblesse, ausgesuchte Materialien und sorgfältige Detailbehandlung zu schätzen weiß. Das Gebäude mit den auffällig gerundeten Kanten und den versetzten Balkonen drückt eine zeitgenössische Interpretation hochwertigen Wohnungsbaus aus, ohne traditionelle Vorbilder zu strapazieren. Die Lage des Wohnhauses am Rande des Tiergartens und der Blick aus den oberen Etagen sind einzigartig.

Regierungsviertel am Wasser

Der Wiederbelebung der Friedrichstraße und dem Neubau des Quartiers am Potsdamer Platz als private Investitionen steht die Neugestaltung des Regierungsviertels am Reichstagsgebäude als ambitionierte öffentliche Baumaßnahme gegenüber.

Nach dem Hauptstadtbeschluss von 1991 wurde für das zukünftige Regierungszentrum am so genannten Spreebogen ein offener städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Unter 837 internationalen Teilnehmern gewann der Entwurf der Berliner Architekten Axel Schultes, Charlotte Frank und Christoph Witt mit dem „Band des Bundes“: Ein 100 Meter breites und ein Kilometer langes Band, „gefüllt“ mit unterschiedlichen Regierungsbauten sollte ein markantes und selbstbewusstes Zeichen neben dem zum Parlamentsgebäude umgebauten Reichstag setzen.

Das Regierungsband verbindet in Ost-West-Richtung symbolträchtig die ehemals getrennten Stadtteile und überspringt dabei dreimal die Spree. Die starke Form des langen Bandes schafft eine funktionierende Trennung zwischen den Regierungsbauten mit ihren Sicherheitserfordernissen und dem für Berlin immens bedeutenden Tiergarten als „grüne Lunge“ der Stadt. Zudem kann das Band des Bundes auch Gebäude unterschiedlicher Architekten durch seine stringente Form zusammenführen.

Der Reichstag, als Sitz des Parlaments von Sir Norman Foster umgebaut und mit einer begehbaren Glaskuppel ergänzt, steht dem Band als Solitär gegenüber.
Neben dem Bundeskanzleramt, ebenfalls von Schultes Architekten als Ergebnis eines weiteren Realisierungswettbewerbes entworfen, ist es heute der gewaltige Komplex aus Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Münchener Architekten Stefan Braunfels, der das Areal prägt: Neben großzügigen Raumkompositionen im Innern der Gebäude zeugen auch die imposanten Fassaden und großzügigen Freitreppen am öffentlich zugänglichen Spreeufer von einem neuen Selbstbewusstsein der wiedervereinigten Bundesrepublik.

Hauptbahnhof

Kaum ein Bauwerk der zeitgenössischen Architektur in Deutschland hat solche Kontroversen ausgelöst wie der Neubau des Hauptbahnhofs vis-à-vis des Regierungsviertels.
Der zwischen Josef Paul Kleihues und Meinhard von Gerkan ausgetragene „Wettbewerb“ für das milliardenschwere Bauvorhaben, entschied von Gerkan für sich mit einer dem geforderten Kreuzungsbahnhof entsprechenden Form aus einer oberirdischen 420 Meter langen Glashalle und einer quergelegten unterirdischen Bahnsteighalle, die von zwei so genannten Bügelbauten überkrönt wird. Die Idee, analog der großen Bahnhofsbauten des 19. Jahrhunderts, mit großen Glasdächern und einer natürlichen Belichtung zu arbeiten, ist selbst für die 20 Meter tief gelegenen Bahnsteige überzeugend umgesetzt.
In die ehemalige Brache am Humboldthafen gesetzt, ist das neue Jahrtausend-Projekt Hauptbahnhof bereits Motor für eine neue Stadtentwicklung geworden.

Pariser Platz mit DZ Bank und Akademie der Künste

Der Pariser Platz ist nach dem Fall der Mauer zu einer Dokumentation des Wiederaufbaus gemäß dem Leitbild der „Kritischen Rekonstruktion“ geworden. Die Randbebauung des im 18. Jahrhundert als so genanntes Quarée entstandenen, repräsentativen Platzes war überwiegend kriegszerstört und der Platz durch die politische Teilung Berlins in den Schatten der Mauer verbannt. Das ehemals steinerne Erscheinungsbild des vornehmen, hinter dem Brandenburger Tor gelegenen „Eingangs-Salons“ der Stadt sollte mit zeitgenössischer Architektur wieder auferstehen. Weltberühmte Architekten wie Gerkan, Marg und Partner, Frank O. Gehry, Christian de Portzamparc aus Paris und das kalifornische Büro Moore, Rubble, Yudell entwarfen Botschaften und Banken. Günter Behnisch und Werner Durth schafften mit der Akademie der Künste, die damit an ihren historischen Standort zurückkehrte, den einzig gläsernen Bau im steinernen „Karrée“ des Pariser Platzes.
Eine Überraschung im Gebäudeinnern bietet die „Botschaft des Geldes“, die DZ-Bank von Frank O. Gehry. 1998 erbaut, folgt die Fassade trotz weitgehender Abstraktion der Gestaltungssatzung. Den hereintretenden Besucher erwartet jedoch keine Schalterhalle, sondern eine riesige, an einen Fisch erinnernde, edelstahlverkleidete Raumskulptur. Sie nimmt einen exklusiven Tagungsraum auf und kann für Präsentationen gemietet werden.

Das Botschaftsviertel

Bereits um 1900 hatten sich in dem ehemaligen vornehmen Villenquartier am südlichen Rand des Tiergartens, in der Nähe des Potsdamer Platzes, Diplomaten angesiedelt. Unter den Nationalsozialisten entstanden monumentale Botschafts-Neubauten, so u.a. für Japan, Italien, Spanien und Dänemark. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ der besondere politische Status Berlins und die Verlagerung der Hauptstadt nach Bonn das gesamte Quartier in einen Dornröschenschlaf versinken. Erst infolge des Hauptstadtbeschlusses entwickelte sich erneut eine vielfältige Kette aus Botschaften und Landesvertretungen.

Hans Holleins kupferverkleidete österreichische Botschaft steht am östlichen Rand der Kette, die weiß verputzte mächtige Landesvertretung von Baden-Württemberg (Architekt Dietrich Bangert) sowie die Botschaft von Südafrika (MMA Architects) schließen sich an. Die Indische Botschaft aus auffällig rotem Sandstein aus Rahjastan und die ebenfalls „rote Kiste“ der Landesvertretung Bremen stammen von den Berliner Architekten Leon, Wohlhage und Wernik. Sie gehören zu den schönsten Raumkompositionen des neuen Diplomatenviertels. Ein komplett verglaster Baukörper von Petzinka Pink Architekten repräsentiert das bevölkerungsstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Insbesondere das innovative Energiesparkonzept lockt viele Fachleute an. Am westlichen Ende der „Diplomatenstraße“ liegt gegenüber der travertinverkleideten, minimalistisch-edlen Konrad-Adenauer-Stiftung (Thomas van den Valentyn) die mexikanische Botschaft (Gonzales und Leon) mit markanten schräggestellten Pfeilern aus von Hand behauenem Marmorbeton.

Die Nordischen Botschaften bilden den Schlusspunkt. Das ungewöhnliche Ensemble kann man zu den Spitzenleistungen zeitgenössischer Architektur in Berlin zählen. Die politisch bedeutsame Idee, ein gemeinsames Haus für die fünf nordischen Länder zu bauen, fand durch den prämierten Wettbewerbsbeitrag des finnisch-österreichischen Architektenpaares Alfred Berger und Tina Parkkinnen eine kongeniale bauliche Entsprechung: Hinter einer einheitlichen, im Grundriss geschwungenen Lamellenfassade aus Kupfer gruppieren sich Tortenstücken ähnlich die fünf Einzelgebäude von Dänemark (3 x Nielsen), Island (Palmar Kristmundsson), Norwegen (Snoehetta), Schweden (Gerd Wingardh) und Finnland (VIIVA Arkkitehtuuri Oy) genau so, wie sie sich auf der Landkarte wieder finden. Ein sechstes, öffentlich zugängliches Gebäude führt die nordische Tradition des Gemeinschaftshauses fort und bietet Ausstellungsfläche, Auditorium und Cafeteria.

Museumsinsel

Die fünf Museen auf der Museumsinsel gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie sind die zurzeit umfassendste Sanierungsmaßnahme der Stadt. Heinz Tesar, das Büro HilmerSattler Albrecht, H.G. Merz, Oswald Mathias Ungers und David Chipperfield sind für die behutsame Wiederherstellung des einzigartigen Museen-Ensembles verantwortlich. Ein neues Eingangs- und Besuchergebäude sowie eine unterirdische „archäologische Promenade“ werden vier der fünf Museen miteinander verbinden. Nach der Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie im Jahr 2001 und des Bode-Museums 2006 wurde auch 2009 ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung des Masterplans zur Sanierung der Museumsinsel gefeiert: Am 17. Oktober 2009 öffnete das Neue Museum nach erfolgreichem Wiederaufbau seine Türen für die Öffentlichkeit.

Die historische Mitte Berlins mit der Museumsinsel, dem Alexanderplatz und dem Nikolaiviertel scheint zunächst über weniger spektakuläre zeitgenössische Architektur zu verfügen, wird aber gemeinsam mit der am östlichen Spreeufer entstehenden „Media-Stadt Spree“ die Entwicklung der nächsten Generation moderner Stadtentwicklung prägen.

Jüdisches Museum

Daniel Libeskind schuf mit seinem Erstlingswerk das wohl komplexeste und interessanteste Museumsbauwerk der Stadt. Der unter 165 Teilnehmerbeiträgen erstplazierte Entwurf des jüdischen, in Polen geborenen Amerikaners fasziniert durch seine Ausnahmeerscheinung. Ein Gebäude ohne Eingang, ohne herkömmliche Fenster, in expressiver Zick-Zack-Form, mit ursprünglich sogar schräg gestellten Außenwänden, sperrte sich sowohl gegen eine schmerzlose Eingliederung in die Stadt als auch gegen eine gängige Funktionalität eines Museumsbaus. Der benachbarte Altbau eines der wenigen noch erhaltenen barocken Stadt-Palais wird geschickt als Eingangsbau genutzt, angeschlossen durch eine lediglich unterirdische Verbindung zum neuen Museumskörper.

Im Inneren wird das Gebäude durch so genannte „Voids“ gegliedert. Diese auf einer ideellen Linie stehenden haushohen „Leerstellen“ oder Hohlkörper symbolisieren die unwiederbringliche Vernichtung der jüdischen Kultur durch den Holocaust. Drei unterirdische Achsen stehen für die Wege der Juden im Deutschland der Dreißiger Jahre: den Weg in die Hoffnung, ins Exil oder in die Vernichtung. Die große Treppe, der „Garten des Exils“ und der „Holocaust-Turm“ offenbaren Raumerlebnisse, die bereits Millionen von Besucher emotional tief bewegt haben.

Deutsches Historisches Museum

Im barocken Zeughaus am Boulevard Unter den Linden ist die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums untergebracht. Der Neubau für Wechselausstellungen ist auf der Rückseite angefügt und wurde vom Altmeister der Museumsbauten schlechthin, dem Sino-Amerikaner I.M. Pei entworfen. Der dreieckige Bau mit der geschwungenen Glasfassade enthält ein verschwenderisch großes Foyer und ein konisch-spiralförmiges Treppenbauwerk, das die Blicke auf sich zieht. Die Rückfassade des Zeughauses wird durch die bauwerkshohe Glasfassade in das hallenartige Foyer einbezogen, das mit Brücken, Roll- und sonstigen Treppenanlagen, Galerien und Balustraden mehr als reichlich ausgestattet ist. Virtuos ist das Materialspiel aus perfekt bearbeitetem, französischem Kalkstein, gelblich gefärbtem „Architekturbeton“, nordamerikanischem Granit und der grauen Stahl-Glasfassade.

Die Siedlungen der Moderne und andere Wohnbauten in Berlin

Die Stadt der fünfgeschossigen Mietskasernen mit engen lichtlosen Hinterhöfen war schon immer Experimentierfeld neuer Wohnformen und hat international bedeutende Reformsiedlungen wie beispielsweise Bruno Tauts und Martin Wagners Waldsiedlung Onkel-Toms Hütte in Steglitz-Zehlendorf oder die Siedlungen der Moderne hervorgebracht. Die Hufeisensiedlung Britz in Neukölln steht neben der Weißen Stadt in Reinickendorf und der Spandauer Siemensstadt von Walter Gropius und Hans Scharoun für eine moderne Wohnkultur von Weltrang. Gemeinsam mit der Gartenstadt Falkenberg in Berlin-Treptow, der Siedlung Schillerpark im Wedding und der Wohnstadt Carl Legien in Prenzlauer Berg wurden sie im Juli 2008 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die sechs Siedlungen der Moderne sind neben dem Schloss Glienicke und der Pfaueninsel (Welterbe seit 1990) und der Berliner Museumsinsel (Welterbe seit 1999) bereits die dritte Berliner Kulturstätte, die von der UNESCO als Welterbe ausgezeichnet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in Ost und West Berlin für die jeweiligen Regierungen repräsentative Bauten. Im Osten wurde die Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) erbaut. Die Wohnbauten, die sich vom Strausberger Platz bis über das Frankfurter Tor hinaus in die Frankfurter Allee erstrecken, waren als Arbeiterpaläste konzipiert und sollten die Stärke und Ingenieurskunst der DDR repräsentativ darstellen. Die Straße umfasst rund 3.000 Wohnungen und wurde im Zuckerbäckerstil nach Moskauer Vorbild errichtet. Aldo Rossi bezeichnete sie einmal als den letzten großen Boulevard, der in Europa geschaffen wurde.

Der Westen Berlins konterte mit der „Stadt von Morgen“. Im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung 1957 entstanden im Hansaviertel neue Wohnformen und innovative Grundrisse. Neben Walter Gropius, Le Corbusier und Oscar Niemeyer lieferten vor allem die skandinavischen Architekten Arne Jacobsen, Alvar Aalto, Fisker und Samuelson wichtige Anstöße für eine neue Wohnkultur.

In den 80er Jahren rückte Berlin erneut in den Fokus des internationalen Architekturinteresses. In der geteilten Stadt sollte nach den leidvollen Erfahrungen mit den radikalen Abrissen und den Folgen der Kahlschlagsanierung von Gründerzeitquartieren eine Abkehr von der autogerechten Stadtlandschaftsidee hin zu einer verdichteten, lebenswerten Stadt im Rahmen einer erneuten Bauausstellung (IBA) demonstriert werden.

Internationale Stars der Architektenszene wurden eingeladen, in Berlin vor allem Wohnungen, Schulen und Kindergärten zu bauen. Die Liste reicht von John Hejduk, Aldo Rossi, OMA, Rob und Leon Krier, Charles Moore, Stanley Tigerman, Christian de Portzamparc, Robert Stern, Antoine Grumbach, Paolo Portoghesi, Hermann Hertzberger, Arata Isozaki, Gino Valle, Alvaro Siza, Gustav Peichl, Hans Hollein, Giorgio Grassi, Stirling Wilford, Gottfried Böhm, O.M. Ungers, Gregotti, Wilhelm Holzbauer, Raimund Abraham, Martorell, Bohigas und Mackay bis zu Peter Cook und Christine Hawley.

GSW-Hochhaus

Das wohl schönste Hochhaus der Stadt steht in der Nähe des Checkpoint Charlie und ist vom Berlin-London-Architektenpaar Mathias Sauerbruch und Louisa Hutton entworfen worden. Es fällt durch das farbige Patchwork der Sonnenschutzblenden auf, die wettergeschützt in einer Doppelglasfassade liegen. Das schlanke Haus zeichnet sich durch ein innovatives Energiesparkonzept aus, das mit natürlicher Be- und Entlüftung durch die Glasfassade arbeitet und dadurch fast die Hälfte der Energie eines herkömmlichen Büro-Hochhauses einspart.

Niedrigenergiehaus

Im Zeitalter steigender Preise für Energie und Umweltschutz setzen Hausbesitzer immer häufiger auf Niedrigenergiehäuser. Im östlichen Stadtteil Lichtenberg wurde mit dem Ziel, zeitgemäßen Wohnkomfort zu schaffen und dabei gleichzeitig den Energieverbrauch drastisch zu senken, ein Mehrfamilienhaus komplett neu saniert. Stockwerk für Stockwerk wurde der 1974 errichtete DDR-Plattenbau mit insgesamt 296 Wohnungen in Deutschlands größtes Öko-Haus verwandelt. Dank modernster Gebäudetechnik, der zwölf Zentimeter dick gedämmten Fassade und den neuen isolierten Fenstern verringert sich der Energieverbrauch erheblich. Zudem wurde das Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen, Warmwasser und Strom stellt ein eigenes Blockheizkraftwerk bereit.

Grimm – Bibliothek

Das neue Vorzeigeobjekt der Humboldt-Universität wurde am 19. November 2009 feierlich eingeweiht. Die neue Zentralbibliothek, vom Schweizer Architekten Max Dudler entworfen, vereint zwölf Teilbibliotheken der HU und beherbergt auf sieben Etagen 2,5 Millionen Bücher. Die Arbeitsplätze im großen Lesesaal sind in Terrassen angeordnet und von jeder Terrasse hat der Nutzer direkten Zugang zu den Regalen der Freihandbibliothek.

„Berlin ist dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein“, wie es der Schriftsteller Karl Scheffler bereits 1910 feststellte. Dieser viel zitierte Satz wird – genauso wie Alfred Döblins Beschreibungen der ewigen Baustellen am Alexanderplatz – auch in den nächsten Jahren für Berlin ein Stück gegenwärtiger Wahrheit sein.



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