Allen Negativ-Schlagzeilen zum Trotz gibt es auch 2016 keine erkennbare Krise im Tourismusbereich. Die Anbieter machen weiterhin gute Umsätze, die Bürger lassen sich den Urlaub etwas kosten und auch in den Bereichen Service und Vielfalt kann sich wohl niemand beklagen. Allerdings gibt es einige interessante Trends und Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren zu beobachten. Das betrifft vor allem die Reiseziele, aber auch das Buchungsverhalten und die neue Neigung zu Städtereisen.
Nach wie vor ist Urlaub ein wichtiger Faktor für den deutschen Bürger. Gepeinigt von der Arbeit möchte Otto Normalurlauber wenigstens einmal im Jahr einen schönen Urlaub verbringen und lässt sich das auch gern etwas kosten. Die Zeit der Billigflieger und Extremsparer ist vorbei. Der Deutsche hat Fernweh und fliegt gern auch für etwas mehr Geld in die Karibik. Vor allem Kuba zieht nach der politischen Öffnung zum Westen jetzt immer mehr deutsche und auch andere europäische Urlauber an. Die gute wirtschaftliche Lage ist dabei nur ein Grund für die Urlaubslust. Viele Deutsche wollen nicht mehr nur irgendwo am Strand liegen, sondern etwas erleben. Deswegen sind Aktivreisen, aber eben auch Städtereisen zu beliebt wie nie.
Was die Reiseziele angeht, so bildet das Reisejahr 2016 ziemlich exakt die gespannte politische Lage ab. Reisen in die aufgewühlte Türkei sowie in das von Anschlägen und Aufständen gebeutelte Nordafrika gingen deutlich zurück. Die Deutschen kehrten dafür zurück zu Vertrautem. So erreichten die Buchungen nach Spanien und Portugal, aber auch Griechenland und Kroatien neue Bestwerte. Es zieht die Deutschen also weiter vorrangig in die Sonne, doch nicht nur reiner Strandurlaub ist angesagt. Beliebt waren auch Städtetrips nach Barcelona und Madrid, nach Lissabon, Paris, London oder Wien. Und auch ein guter alter Bekannter freut sich überraschend über Rekord-Zulauf: Mallorca, einst der Deutschen liebste Insel, dann gescholten und vernachlässigt, stieg 2016 mit einem satten Buchungszuwachs von 20% zu einem der beliebtesten Reiseziele auf. Wen die Balearen-Insel interessiert, der findet hier nützliche Tipps zu Palma und Co.
Städtereisen sind auch deshalb so beliebt, weil sie oft in Ergänzung zum Sommerurlaub unternommen werden. Viele Deutsche organisieren sich kleine Kurztrips nach Rom, München oder Prag und kommen dank Billigfliegern und Last Minute Schnäppchen dabei sehr günstig weg. Doch auch in den Sommerferien locken die europäischen Metropolen immer mehr Urlauber an. Viele möchten schließlich eine andere Kultur kennenlernen, sich Sehenswürdigkeiten anschauen und aktiv am Leben in einer anderen Stadt teilnehmen. Das gilt übrigens auch für die deutschen Städte wie München oder Berlin. Lediglich das normalerweise so geschätzte Dresden, eigentlich eine kulturelle Metropole, leidet an den Folgen der ausländerfeindlichen Stimmung, die Pegida und Co verbreiten. Trotzdem bleiben innerdeutsche Ziele weiterhin unangefochten die Nummer eins unter den Reisezielen der Deutschen und das nicht nur aus Kostengründen.
Ein weiterer Trend zeigte sich 2016 in aller Deutlichkeit. Die Deutschen buchen immer später. Das hat vor allem zwei wichtige Gründe. Einmal haben die Menschen in den vergangenen Jahren gelernt, dass es fast immer gute Last Minute Angebote oder Spezialofferten gibt. Die Zeiten, in denen man sich früh seinen Urlaub sichern musste, sind aufgrund des Überangebots an tollen Reisen längst vorbei. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für die abwartende Haltung. Da die rasante politische Entwicklung in vielen Erdteilen den Bürgern Angst macht, wartet man mit einer Buchung lieber so lange wie möglich, um abschätzen zu können, ob es im betreffenden Land auch sicher ist. Das gilt vor allem für Nordafrika, aber auch für die Türkei sowie zeitweise für Reisen in jene Städte, die durch Terroranschläge erschüttert wurden, etwa Paris. Auch das ist übrigens ein Grund, warum die Karibik und Mallorca so boomen. Von Anschlägen hat man hüben wie drüben nämlich noch nichts gehört.
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