Jedes Motiv in der Stadt kann spannend wirken © Robert | Fotolia.com
Heinrich Zille ist nicht nur für seine Zeichnungen aus dem Berliner Milieu bekannt: Er ist auch einer der ersten Künstler, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Straße fotografierte.
Mit der Entwicklung kleiner, handlicher Fotoapparate wurde der Weg für die
Streetfotografie
geebnet. Besonders die kleinen Kameras von Leica ermöglichten
schnelle und unauffällige Aufnahmen. Einer der
Gründer der modernen
Streetfotografie ist Henri Cartier-Bresson, der genau wie Heinrich
Zille von der Malerei zur Fotografie kam. Gemeinsam mit Robert Capa
gründete er die Fotoagentur Magnum. Heute gehören
etwa 50
Mitglieder zur Fotografen-Vereinigung, von denen Magnum-Fotografen
wie Martin Parr, Bruce Gilden, Alex Webb, Matt Stuart oder Trent
Parke eine enge Beziehung zur Street-Fotografie haben. Mit seinem
Interesse für die surrealen Momente auf der Straße
schuf
Cartier-Bresson da Konzept des „decisive moments“,
des
entscheidenden Moments.
Der
entscheidende Moment als wichtiges Konzept
Ein
wichtiges Konzept der Streetfotografie ist der „decisive
moment“,
bei dem es gilt, im entscheidenden Moment den Auslöser zu
betätigen.
Eine Handlung auf der Straße fällt nach
Cartier-Bresson mit einer
entsprechenden Komposition für die Aufnahme der Handlung
zusammen.
Das bedeutet, dass etwas Interessantes auf interessante Weise
fotografiert werden muss. Ein Beispiel für den decisive moment
ist
der von Cartier-Bresson fotografierte Radfahrer, der auf einer leicht
gekrümmten Straße herunterfährt. Das reicht
als Handlung völlig
aus. Zu einem ikonischen fotografischen Meisterwerk des 20.
Jahrhunderts wird das Bild erst durch die verwinkelte Treppe im
Vordergrund.
Die
richtige Sichtweise
Ist die
Sichtweise des Fotografen spannend, kann wirklich jedes Motiv in der
Stadt spannend wirken. Ein wichtiges Kriterium für eine gute
Aufnahme ist daher der decisive moment. Es kommt nicht nur auf das
Motiv selbst, sondern auch auf die Art und Weise an, dieses zu
zeigen. Ein banales, alltägliches Motiv kann mit einer
interessanten
und originellen Sichtweise zu etwas Besonderem werden.
Wachsende
Beliebtheit von Streetfotografie
Weltweit,
auch in Deutschland, erfreut sich die Streetfotografie wachsender
Beliebtheit. Sie ist so spannend, da sie fast überall
funktioniert.
Um die richtigen Motive im richtigen Moment zu fotografieren, sind
keine weiten Reisen, keine attraktiven Models, keine wilden Tiere und
keine aufregenden Landschaften erforderlich. Streetfotografie ist
überall möglich, egal, ob beim Besuch im Museum,
unterwegs zur
Arbeit, beim Warten auf Bus oder Bahn, aber auch am Strand.
Eine
besondere Ausrüstung wird für die Streetfotografie
nicht benötigt.
Anders als für Tier-, Architektur-, Sport- oder Modefotografie
benötigen Streetfotografen keine teure und schwere
Ausrüstung. Eine
Kamera und ein Objektiv sind völlig ausreichend. Da die
Ausrüstung
sogar in die Jackentasche passt, ist nicht einmal eine Fototasche
erforderlich.
Streetfotografie
ist authentisch, denn die meisten Menschen verbringen ihr Leben
alltäglich in einem urbanen Umfeld und nicht auf Reisen,
inmitten
von Supermodels oder wilder Tiere. Gegenstand der Streetfotografie
ist das gewöhnliche Alltagsleben, eingebettet in das
Stadtbild,
kombiniert mit einer spannenden Sichtweise. Ein Bild von der
Straße
kann mehr sagen als eines von einer exotischen Landschaft.