Titanic Stories: Hundert Jahre Ewigkeit
Niemand wird in irischen
Familien und dem Land der Geschichtenerzähler vergessen. Die
menschlichen Dimensionen der Schiffskatastrophe der in Belfast erbauten
Titanic sind so zu wandelnden Erzählungen über
Einzelne geworden, die am Schiffsbau gearbeitet haben, mitgefahren und
umgekommen sind.
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Der Junge, der zum Geist
wurde
Das erste Opfer der Titanic war der 15 Jahre alte Junge Samuel J.
Scott, der 1910 in der Werft von Harland & Wolff an ihr mit
baute. Er stürzte von einem Gerüst und starb an einer
Kopfverletzung. Mehr als hundert Jahre lag er in einem namenlosen Grab
auf dem Belfaster Hauptfriedhof. Doch wurde er zur Hauptfigur
in einem Kinderbuch mit dem Titel „The Spirit of the
Titanic“, worin Samuels Geist seinen Lieblingsplatz in der
Welt sucht, um dort herum zu spuken. Die Autorin des Buches, Nicola
Pierce, sorgte zum 100. Jahr des Titanicdesasters dafür, dass
der gestorbene Junge nun einen Grabstein gesetzt bekam. Seine
Nachfahren, die Nichte Margaret Scott Donelly und sein
Großonkel Thomas, der am Design der Titanic mitgearbeitet
hatte, waren bei der zweiten Beisetzung dabei. So mag Samuels Geist
endlich seine Ruhe finden.
Zwei Pennies, die das
Leben ändern
Rührend ist die Geschichte des Maschinenschlossers Thomas
Millar und seiner kleinen Söhne Thomas Jr. und William
Ruddick. Der Vater arbeitete am Bau der Maschinen der Titanic und ihrem
Schwesterschiff Olympic mit. Als 1912 seine Frau starb, hatte der erst
33jährige seine beiden Jungen von 11 und 5 Jahren allein zu
versorgen. So entschied er sich, nach Amerika auszuwandern und dort ein
neues Leben für sich und seine Familie aufzubauen und heuerte
als Hilfsingenieur auf der Titanic an. Die Kinder blieben bei seiner
Schwester. Ehe er an Bord der Titanic ging, hatte er jedem einen
druckfrischen Penny mit dem Datum 1912 gegeben. Sie sollten ihn nicht
ausgeben bis er zurück sei. Sein Leichnam wurde nie gefunden.
Nun wuchsen die beiden Vollwaisen mit diesem Versprechen bei ihrer
Tante in einem kleinen Dorf namens Boneybefore in der Nähe von
Belfast auf. Die Pennies wurden über die Generationen weiter
gegeben und sind heute im Besitz von Susie Millar, der
Urgroßtochter des jungen Thomas. Sie ist Schatzmeisterin und
Medienvertreterin in der Belfast Titanic Society und die einzige
Führerin im neuen Titanic Belfast Centre mit direkter
Abstammung von einem Crewmitglied des Schiffs. Auch sie hat in einem
Buch das Andenken an den jungen Thomas Millar bewahrt. Der
jüngere Bruder William Ruddick wurde zu einem erfolgreichen
nordirischen Autor. Eine Gedenktafel für ihn ist an jenem Haus
in Boneybefore angebracht, wo ihn seine Tante aufzog. Heute ist das 250
Jahre alte, mehrfach preisgekrönte strohgedeckte Cottage als
Ferienhaus zu mieten. Es trägt den schönen Namen
„Fools Haven“.
Gönner rettet
Familienbrief von der Titanic
An Bord der Titanic ging auch der junge Chirurg Dr. John Simpson. Er
war mit der ärztlichen Versorgung der Passagiere der zweiten
und dritten Klasse betraut, also dort untergebracht, wo für
die Menschen in der Nacht des 14. April 1912 beim Untergang des
Schiffes die Überlebenschancen am geringsten waren. Vom
letzten Anlaufhafen Queenstown (heute Cobh bei Cork) schickte Dr.
Simpson einen letzten Brief an seine Mutter nach Belfast. Er sei
müde, schrieb er, aber in der Kabine auf dem neuen Schiff
besser eingerichtet als auf der Olympic, wo er zuvor Dienst getan
hatte. „In tiefer Liebe“, war sein
Abschiedsgruß auf dem mit dem Namen RMS Titanic versehenen
Papier.
Simpsons Familie bewahrte den Brief über Generationen auf, bis
er doch verloren ging. In diesem März tauchte er bei einer New
Yorker Auktion zum Mindestgebot von 34 000 $ wieder auf. Nachdem ein
unbekannter Gönner von einem Gesuch der Simpsonnachfahren
gehört hatte, man möge den Brief zurück nach
Belfast bringen, tauchte er unvermittelt bei der Auktion auf als das
Papier das Mindestgebot nicht erreichte und ersteigerte es. Nun ist Dr.
Martin Simpson, der Großneffe des Schiffsarztes, wieder im
glücklichen Besitz des Originals. Laut Zeugen, die den
Untergang der Titanic überlebten, stand der 37 Jahre junge Dr.
Simpson mit anderen Offizieren an Deck des angeschlagenen Schiffes, als
es unterging. Sein Brief wird in der Dauerausstellung des Titanic
Belfast zu sehen sein.
www.titanicbelfast.com / www.the-titanic.com /
www.titanicexperiencecobh.ie / www.titanictours-belfast.co.uk
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