Berlin

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DDRleben - ein Teil von Berlin

Kaum ein Wahrzeichen Berlins ist derart eng verknüpft mit der Stadtgeschichte wie das Brandenburger Tor. Ein historisches Daumenkino könnte man kreieren rund um diese Kulisse und würde wohl eine Reihe Eckpfeiler der Geschichte Berlins abdecken. Ein Schauplatz, auf den seit jeher auch die Augen der Welt gerichtet sind und den es vor nicht allzu langer Zeit nur von einer Seite aus zu bestaunen gab: das Brandenburger Tor lag im Sperrgebiet eines geteilten Deutschlands und Europas, markierte die Grenze zwischen Ost und West. Fast ein Vierteljahrhundert ist seitdem vergangen und die DDR ist inzwischen nicht nur Geschichte sondern auch Touristenattraktion – eine sonderbare Zeitreise der besonderen Art...





"Fundierte Zeitzeugen"
Die wohl stärksten Anziehungspunkte sind neben dem Brandenburger Tor zweifelsohne die East Side Gallery und Checkpoint Charlie. Doch nicht nur der Zahn der Zeit hat inzwischen am „Mauerwerk“ genagt, sondern auch die geplante Umgestaltung des Spree-Ufers, die hohe Wellen geschlagen hat. Inzwischen hat sich die Protestwut gegen einen Teilabriss des längsten noch erhaltenen Mauerabschnitts unverständlicherweise etwas gelegt. Handelt es sich bei der längsten Open-Air-Galerie der Welt nicht nur um ein Stück Kunst, sondern substantielle Geschichte.

Am legendären Checkpoint Charlie dürfte heutzutage vor allem das Mauermuseum von Interesse sein. Dokumentiert werden hier mittels teils kuriosen Exponaten die kreativen Fluchtversuche der Menschen in der DDR sondern auch Grenzsicherungssystem anschaulich erklärt.

Als historischer Themenpfad folgt der Berliner Mauerweg gewissermassen dem Verlauf der ehemaligen DDR-Grenzanlagen um West-Berlin herum und informiert den interessierten Radler an unzähligen Stationen in Text und Bild über den Bau und Fall der Mauer. Für Fussgaenger eher in Reichweite ist die mehrsprachige Dauerausstellung Geschichtsmeile Berliner Mauer, die entlang des innerstädtischen Mauerwegs mittels Infotafeln die Teilung „nacherzählt“. Ebenfalls in der Innenstadt hinterlässt eine Doppelreihe Pflastersteine eine eher unscheinbare Spur der Geschichte, dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer folgend.

Doch auch anderorts wird in Berlin auf teils künstlerische Weise den Opfern jenes Kapitels Berliner und Deutscher Geschichte gedacht, das am 9. November 1989 sein Ende fand. Das Mauermahnmal Parlament der Bäume gedenkt auf Granittafeln den Toten der Berliner Mauer; eingerichtet von Aktionskünstler Ben Wagin zum ersten Jahrestag des Mauerfalls auf einem Gelände des ehemaligen Todesstreifens am Spreeufer. Einen anderen Ansatz wählte eine Bürgerinitiative, die an verschiedenen Orten in der Stadt mit Mahnzeichen an Menschen erinnern, die bei Fluchtversuchen ihr Leben gelassen haben. Heute sind Weiße Kreuze vor allem an der Spree in der Nähe des Reichstagsgebäudes und an der Bernauer Straße zu finden.

"Anschaulicher Alltag"
Während Bauwerke und Gedenkstätten vor allem Geschichte erzählen sollen, ziehen andere Attraktionen ihren Reiz eher aus dem „Erleben“. Wer zumindest zeitweise in den typischen Alltag eintauchen möchte, wird vor allem im DDR Museum und der Museumswohnung WBS 70 auf seine Kosten kommen. Das DDR Museum ermöglicht einen außergewöhnlich interaktiven Einblick in das Leben in der ehemaligen DDR und versucht Fragen rund um den Alltag und darüber hinaus zu beantworten. Eine Vielzahl an Exponaten macht einen Rundgang zur amüsanten Zeitreise zwischen „Platte“ und Trabi – also „Geschichte zum Anfassen“.

Ähnlich authentisch ist die Museumswohnung WBS 70 – eine mit original DDR-Möbeln eingerichtete Plattenbauwohnung in Hellersdorf. WBS 70 steht hierbei für Wohnungsbauserie 70, dem typischen Wohnhaus in Plattenbauweise. Die originalgetreue Einrichtung in der 3-Zimmer-Wohnung veranschaulicht in unnachahmlicher Weise, wie groß „Funktionalität“ zu jener Zeit in diesem Teil Deutschlands geschrieben wurde.

Einen geschichtlichen Ausflug anderer Art bietet das Madame Tussauds Berlin. Hier kann man der Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes in die Augen schauen. Die politische Elite jener Zeit versammelt sich hier zu einer Runde der besonderen Art: der zielstrebige Blick Willy Brandt’s, das unverwechselbare Konterfei Gorbatschow’s und mittendrin Honeckers verlegener Griff an die markante Brille während Walter Ulbricht (sich) an der Mauer festhält...

"viele Berlins"
Viel Wasser ist im letzten Vierteljahrhundert die Spree heruntergeflossen. Aus einer geteilten Stadt wurde nicht nur ein vereinten Deutschland sondern in gewisser Weise auch der Mittelpunkt eines gemeinsamen Europas und letzten Endes vielleicht sogar eine Bühne der Welt. Berlin ist ein bemerkenswerter Flickenteppich, an dem unzählige Menschen und Kulturen aus allen Teilen der Erde mitgewebt haben – eine Stadt, aber viele Welten.

Am 9. November 2014 jährt sich der Mauerfall zum 25. Mal. Grund genug dieses „friedliche Beben“ Revue passieren zu lassen und diesem Wendepunkt der Geschichte entsprechend zu gedenken. So will der Berliner Lichtkünstler Christoph Bauder nicht nur die Erinnerung aufflackern lassen, sondern auch Geschichte beleuchten: Zehntausend mit LEDs erleuchtete Ballons sollen zwischen dem 7. und 9. November an Berliner und Besucher verteilt werden, mit deren Licht auf einer Länge von 12 Kilometern die Grenze nachgestellt werden soll, ehe diese am 25. Jahrestag in den Berliner Nachthimmel steigen sollen und sich die Grenze gewissermassen in Luft auflöst. Und so dürfte auch das „Daumenkino Brandenburger Tor“ um eine Episode reicher werden...

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